EIN GESICHT IM DUNKELN BETRACHTEN

Schaukasten, Weltbekannt e.V., Hauptbahnhof, Hamburg

Ein Gesicht im Dunkeln betrachten, 2001, Videodauer: 09:49:11 Loop

Das Video „EIN GESICHT IM DUNKELN BETRACHTEN“ bezieht sich auf das Stück „EAR-PIECE“ der amerikanischen Komponistin Pauline Oliveras. Darin geht es um das Hören und den Unterschied zwischen gezieltem Hören und dem unbeabsichtigten Hören: hearing und listening.

Der Text bezieht sich auf das, was geschieht wenn ein Gesicht wahrgenommen wird. Die Wahrnehmung eines Gesichts ist einer unseren frühesten Seh-Eindrücke. Verschiedene differenzierte Choreografien für unterschiedliche Lebensituationen bestimmen Dauer, Art und Intensität des Blicks.
In unserer Kultur gilt es beispielsweise als Tabu jemanden länger als ein paar Sekunden zu betrachten, alles was über diese Dauer hinausgeht, wird als Provokation empfunden. Kinder werden dazu erzogen, diese Regel einzuhalten. Der Rhythmus des sich Ansehens beim Flirten folgt ebenfalls ausgeklügelten differenzierten Vorgaben, die Blickdauer, Wiederholung und eine Art gemeinsamen Blick-Rhythmus organisieren. Es ist nahezu unmöglich jemandem ins Gesicht zu sehen, ohne in Kommunikation zu treten.
Es kann viel Zeit vergehen, ohne dass wir überhaupt jemandem ins Gesicht gesehen haben.

Der französische Philosoph Emmanuel Levinas sagt, daß wir den, dem wir ins Gesicht gesehen haben, nicht töten werden.

KK 2001

In einem Text (Portraitieren / Der „Blickraum“) aus dem gleichen Jahr versuche ich meinen Zugang zum Portrait zu definieren.